ein schlichter abschied von
paul wess
Sehr schlicht und in aller Bescheidenheit wurde Paul Weß am 28. Juli 2025 am Friedhof Inzersdorf zu Grabe getragen.
Günter Virt, ein langjähriger Wegbegleiter von Paul, leitete die Verabschiedung in der Aufbahrungshalle. Es war eine stille Verabschiedung in Familien- und Freundeskreis, wobei zum Freundeskreis auch alle dazu gehörten, die aus der „Machstraße“ kamen. Roland Schwarz, Alfred Weinlich und Hans Hütter, Priesterfreunde der Machstraße, waren auch unter den Gästen.
Günter Virt verwies auf all das, was Paul in der pastoralen Arbeit wichtig war. Vieles davon ist gelungen. Vieles andere wird vielleicht noch wie ausgesäte Samenkörner aufgehen. Auch von den Enttäuschungen war die Rede.
Wolfgang Weß, ein Neffe Pauls, fand ganz persönliche Worte über Pauls Werdegang in Familie und im Berufsleben. All das wurde in den Fürbitten und Danksagungen aufgegriffen. Es war ein würdevolles, dem Leben Pauls entsprechendes Abschiednehmen für uns alle.
Hanni Jäggle
Paul Weß, Priester und Theologe, ist am 14. Juli 2025 leise und friedlich verstorben. Von 1966-1996 war er Seelsorger, seit 1974 Pfarrer der Machstraße. Weit über Österreich hinaus ist Paul Weß und „die Machstraße“ durch seine vielen Bücher bekannt. Die Gemeinde in der Pfarre Machstraße verdankt ihr Entstehen der Vision und dem Einsatz von Paul Weß.

Auszüge aus dem FURCHE-Beitrag, „Theologischer Begleiter, sanfter Provokateur“ (Otto Friedrich, Ausgabe 24. Juli, 2025)
„Weß war zeitlebens ein Schwieriger, einer der mit unerbittlicher intellektueller Redlichkeit Dogmen hinterfragte.“
„Und auch wenn er sich in seinen späteren Lebensjahrzehnten den großen Themen der Theologie widmete, so blieb seine Verwurzelung in der Gemeindetheologie, wie er sie in der Machstraße entwickelt hatte, prägend. In seinen letzten Lebensjahren lebte Weß als Ruheständler wieder in „seiner“ Pfarre.“
„Für die FURCHE war Weß über die Jahre ebenso theologischer Begleiter wie sanfter Provokateur. Und sie gedenkt seiner als eines Freundes.
Am Sonntag, 20. Juli (16. Sonntag im Jahreskreis LjC) wurden die Gedanken von Martin Jäggle zum Evangelium (Lk 10,38-42) und Paul Weß beim Gottesdienst in der Machstraße eingebracht.
Alle hier wissen: Papst Franziskus hatte das vatikanische Gästehaus Marta als sein Zuhause gewählt. Aus guten Gründen, ein Gästehaus Maria gibt es verständlicherweise nicht, es könnte ja nur ein Gästehaus für Selbstversorger sein. Wer Maria und Marta als Gegensatz denkt, kommt zum Ergebnis „entweder – oder“, entweder wie Maria Jesus zu Füßen sitzen und ihm zuhören oder wie Marta im Haushalt malochen, für nichts anderes mehr Zeit und Nerven haben und sich bei Jesus über die Schwester beschweren.
Paul hat in seinen Vorträgen und Predigten, die ja auch irgendwie Vorträge waren, nie dafür plädiert, sich an Marta zu orientieren, allem, was der Alltag so an Mühen abverlangt, Priorität zu geben. Paul hat uns stets Maria als Role-Model zugemutet. Mit allem, womit er uns beschäftigt und gefordert hat, konnte kein Essen gekocht, konnte niemand bewirtet werden. Predigtkreis, Theologischer Kreis etc. tagten stets open end spät in die Nacht hinein, ebenso Gemeindeabende und Runden. Es gab aber in der Machstraße zum Glück - eher im Hintergrund - genügend Martas, die den Marias ermöglichten, „zu sitzen und zuzuhören“. Einfach „sitzen und zuhören“ wurde aber in der Machstraße eigentlich nicht gespielt – auch nicht in der jüdischen Tradition. Das war auch von Jesus so nicht gewollt. Bei aller Offenheit für Pauls Denkanstöße haben wir uns mit diesen stets gründlich auseinandergesetzt. Dabei ist jede und jeder wichtig – bis heute. Glauben lernen in der Gemeinschaft war angesagt und die Gemeinde selbst lernte Glauben, zeitgemäß verantwortet Glauben – ohne Ende. Viele konnten dabei erfahren, was es heißt, „Befreit von Angst und Einsamkeit“ zu sein. Ich selbst habe gelernt, wie wichtig es ist, in Gemeinschaft mit anderen Christ zu sein.
Maria saß Jesus zu Füßen. Bei aller Bedeutung, die Jesus für Paul und uns hat, Paul selbst wollte als Priester nie an die Stelle Jesu treten und hat auch die kirchliche Vorgabe abgelehnt, als Priester Jesus zu repräsentieren. Er hat immer wieder Wege gesucht, auch am Altar sichtbar zur Seite zu treten, um den Platz des Auferstandenen erkennbar zu machen.
Paul war Priester, aber er hat dieses in der Kirche notwendige Amt anders verstanden und gelebt. Maßgeblich waren für ihn Jesu Worte nach Matthäus „Ihr alle aber seid Geschwister!“. In gläubigen geschwisterlichen (Basis-)Gemeinden sah er die Grund-Einheit von Kirche. Solche Gemeinden können zum vorrangigen Erfahrungsraum der Liebe Gottes werden und sind selbst Sakrament der Liebe Gottes. „Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben.“ In überschaubaren Gemeinden von Gläubigen, die gegenseitiges Vertrauen und gegenseitige Liebe ermöglichen, werden die Menschen vorrangig einander Seelsorgerinnen und Seelsorger. Der Einsatz hauptamtlicher Seelsorger/innen müsste sich darauf richten, die Entstehung solcher Gemeinden anzuregen. Ohne in solchen Gemeinden zu leben, werden sie dazu nicht imstande sein. Paul sprach sogar von einem Vorrang des gemeinsamen und gegenseitigen Priestertums vor allem Amtlichen.
Soll nun Maria unser Role-Model sein oder Marta? Ein genauer Blick auf das Evangelium heute mit Maria und Marta befreit uns vom Bild des „entweder - oder“. Denn Maria und Marta sind zwei Seiten der einen christlichen Praxis. Wie Maria Jesus hören und wie Marta dienen – das sind zwei Seiten des Lebens in der Nachfolge Jesu, zwei Aufgaben der Gemeinde. Das Hören, die Beziehung zu Gott, von Jesus „der gute Teil“ genannt, gibt Kraft für die Liebe zu den Menschen. Jesus ermutigt die vom „Sorgen“ und „Zerrissen-Sein“ und dem „vielen“ Dienen ganz gestresste Marta liebevoll: Marta, Marta. Mach dir doch nicht so viele Sorgen, wodurch du ganz „in Aufruhr gerätst“. Auch du brauchst „den guten Teil“, das Hören, das könnte dir „gut“ tun.
Die geschwisterliche Gemeinde ist auf beide Schwestern, Maria und Marta, angewiesen, um das fragmentarisch leben zu können, wovon Jesus bei Johannes spricht: „Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr einander liebt.“
So weit die Gedanken. Ihre Anteilnahme und/oder Begegnung mit Paul Weß können Sie an uns durch E-Mail oder Webformular weiterleiten:
mail@basisgemeinden-oesterreich.at
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